Am einfachsten ist der Mensch via Angst und Panik steuerbar. Dies hängt damit zusammen, dass diese genannten Auslöser sofort das Reptiliengehirn respektive die Amygdala im Kopf aktivieren. Das Problem hierbei ist, dass in einer solchen Situation klares Denken nicht mehr wirklich möglich ist und der Mensch der entstandenen Situation ausgliefert ist, bis die vermeintliche Gefahr vorüber ist. Ich möchte daher auf dieses sehr wichtige Thema näher eingehen.

Ein wichtiger Teil des menschlichen Gehirns wird von Wissenschaftlern als „R-Komplex“ oder eben auch als Reptiliengehirn bezeichnet. In vielerlei Hinsicht wird nämlich das Verhalten des Menschen von diesem R-Komplex gesteuert. Ob wir nun wollen oder nicht, denn in diesem Teil sitzen unser tierischen Triebe und Reaktionen, welches sehr stark den Gehirnen von Echsen und anderen Reptilien gleicht. Vögel besitzen übrigens auch ein Reptiliengehirn. Es gibt Wissenschaftler, welche davon ausgehen dass das Reptiliengehirn das „Herzstück“ des Nervensystems bildet und für Charakterzüge wie Aggression, kaltblütiges sowie ritualistisches Verhalten, Kontrollstreben, Gier nach Macht und Besitz, das Recht des Stärkeren, jedoch auch Unterwürfigkeit und soziale Hierarchien verantwortlich zeichnet.

Der Rechercheur Skip Largent hat folgendes über den R-Komplex geschrieben: „Auf das Reptilienhirn lassen sich mindestens  fünf Verhaltensweisen zurückführen. Ohne diese näher auszuführen, möchte ich erwähnen, wie sich dies im menschlichen Verhalten äussert: in zwanghaftem Verhalten, in persönlichen Alltagsritualen und abergläubischen Handlungen, in sklavischem Festhalten alter Gewohnheiten, in zeremoniellen Weiderholungen, im Hochhalten der Tradition in rechtlicher als auch religiöser, kultureller und anderer Hinsicht sowie in jeglicher Form von Betrug.

Reptiliengene sind auch für das kaltblütige Handeln und fehlendem Mitgefühl gegenüber Opfern verantwortlich… etwas, welches wir selber miterleben können. Man nehme mal wahr, wie abgestumpft und gleichgültig ein Grossteil der Menschen gegenüber den tagtäglichen sowie unzähligen Opfern von Ungerechtigkeit, Krieg und Ausbeutung ist. Rassismus und das Empfinden rassischer Überlegenheit entstammen ebenfalls dem Reptilienhirn. Das Reptiliengehirn wird unter anderem auch via Bildersymbolik stimuliert.

Man kannt den Ausdruck in welchem gesagt wird, dass jemand gehirnlos handeln würde. Das bedeutet jedoch nichts anderes, als dass jene aus dem Reptiliengehirn heraus handeln, ohne den als Neokortex bezeichneten Bereich zu nutzen, welcher gerne über Dinge nachsinnt. Das Reptilienhirn ist für emotionale Reaktionen sowie den Überlebenstrieb zuständig und arbeitet engstens mit dem Areal zusammen, welcher Amygdala genannt wird und Teil des limbischen Systems ist. Wenn dort durch ausgelöste Neuronentätigkeit Alarm geschlagen wird, ist es vorbei mit der Vernunft.

Die bekanntesten Reaktionen auf die Panikauslösung sind Furcht, Kampf oder Erstarrung. Dies kann zu Kampf- oder je nachdem zu Fluchtverhalten führen oder den Körper erstarren lassen. Wie sagt man in solch einem Moment…“ich bin starr vor Schreck“. Hierfür sind ähnlich wie bei Tieren, reine Reflexhandlungen verantwortlich, die in für sie gefährlichen Situationen bewegunslos verharren, um z.B. den Räuber nicht auf sich aufmerksam zu machen.

Mir selbst wiedefuhr einst eine solche „Starr vor Angst “ Siutation während einer gemütlichen Autofahrt in der hügeligen Landschaft der Ferieninsel Gran Canaria. Als wir die Strasse entlang einer Küstenklippe hochfuhren und ich am Steuer sass, überkam mich wie aus dem Nichts eine Heidenangst dass wir mit dem Wagen nun abstürzen würden. Obwohl ich den Wagen bis zu diesem Zeitpunkt sicher gelenkt hatte, gelang es mir nicht mehr, diese aufkommende Panik eines möglichen Absturzes in meinem Kopf unter Kontrolle zu bekommen, woraufhin meine beiden Arme plötzlich Lähmungserscheinungen zeigten…Schweissgebadet stoppte ich subito und Bleich im Gesicht das Fahrzeug. Mein Kollege übernahm das Steuer. Auch nach der Lenkerübergabe brauchte ich noch einige Minuten um wieder klaren Verstandes zu sein und die Lähmungserscheinungen wieder abklangen.

Angst wirkt ansteckend. Eine spannende Studie haben Wissenschaftler der Universität Düsseldorf durchgeführt. 49 Studenten platzierten vor einer Prüfung Wattebäusche in den Achselhöhlen um den Schweiss aufzufangen. Anschliessend nahm man von den gleichen Studenten nochmals Schweissproben, nachdem sie auf dem Hometrainer Sport getrieben hatten. Eine andere Gruppe Studenten wurde dann aufgefordert an den Wattebäuschchen zu riechen, während ihre Gehirne gleichzeitig via einem Kernspintomografen überwacht wurden. Die Studenten gaben an, den Unterschied zwischen „Panik“- und „Sportschweiss“ nicht erkennen zu können, doch ihre Gehirne konnten es. Der Panikschweiss aktivierte Gehirnareale, die für Emotionen und Einfühlungsvermögen zuständig sind. Man kann also sagen, dass man „Angst riechen“ kann. Angst wird darüber hinaus natürlich auch auf Schwingungseben übertragen und so kann z.B. eine Massenpanik entstehen. Wenn wir sagen, jemand habe „den Kopf verloren“, setzt in Wirklichkeit die emotionale Reaktion den Denkvorgang des Neokortex ausser Kraft, aus lauter Angst z.B. nicht überleben zu können. Man könnte auch sagen, er hat seinen Verstand oder sein Bewusstsein an die „Echse im Kopf“ verloren.

Hier geht es zur Studie, in Englisch, welche in Düsseldorf durchgeführt wurde: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371%2Fjournal.pone.0005987

Zur Angelegenheit des Überlebens rechnet diese nämlich auch den Schutz von Status, Ansehen, Macht intellektueller Überlgenheit usw. Wenn z.B. Wissenschaftler, Ärzte oder Verfechter irgendwelcher Religionen sich auf aggressive sowie herablassende Art neuen Ansichten oder Informationen verwehren, ist wiederum dass Reptiliengehirn im Spiel, denn es geht auch in diesem Fall um den Überlebensmechanismus, auch wenn dieser nur eine Meinung oder Ansicht betrifft. Gleiches gilt für die sogenannten „Skeptiker“, die oftmals fanatisch alle Sichtweisen niedermachen, die nicht mit ihren eigenen in Beton gegossenen Auffassungen konform gehen. Dies ist effektiv wiederum eine Form der Angst, nämlich jene allenfalls falsch zu liegen sowie davor dass die Welt nicht so ist wie man vielleicht glaubt oder sie sich vorstellt.

Das erleben wir augenblicklich in einer wohl noch nie so starken Ausprägung wie zur Zeit. Viele Menschen spüren instinktiv dass im Konstrukt im Aussen irgendetwas nicht stimmig ist, doch sie fürchten sich davor mal tiefer in den „Kaninchenbau“ einzudringen, denn es könnten Erkenntnisse hervorkommen, welche auf keinen Fall sein dürfen und können.

Das Reptiliengehirn kann übrigens auch nicht innerhalb der Zeit agieren, denn es kann nicht zwischen Erinnerung und augenblicklicher Erfahrung unterscheiden. Wenn wir uns an etwas erinnern was wir mit Gefahr verbinden, reagiert das Reptiliengehirn so, als wäre es echt. Ein eindrückliches Beispiel hierfür ist der Alptraum. Man erwacht schweissgebadet, schreiend oder Starr vor Schreck, weil das Reptilienhirn keinen Unterschied zwischen „real“ und „eingebildet“ machen kann. Es reagiert einfach, und zwar mit Lichtgeschwindigkeit, da es die Dinge nicht „überdenkt“. Denken ist dem Neokortex vorbehalten, und das macht ihn gegenüber dem R-Komplex auch sehr viel langsamer.

Man kann über die Geschwindigkeit immer wieder staunen, man beobachte hierbei mal wie schnell z.B. Vögel auf Gefahren reagieren. Dieser Hirnteil ist ein reines Reaktionssystem. Es steuert die Atmung, die Verdauung (der nervöse Magen), die Ausscheidung (sich vor Angst in die Hosen machen), Kreislauf und Temperatur sowie Körperhaltung und Gleichgewicht.

Das Reptilienhirn schläft übrigens nie, es hält permanent Ausschau nach Gefahren und es sorgt dafür dass man auch atmet wenn man träumt.

Hierzu noch ein rund 5 minütiges, spannendes Video.